Der Basisgedanke der Entwurfsskizze zeugt von der Zusammenführung des Kanzleibergs, der Sonnenstraße und des Vorplatzes des Botanischen Gartens als Einheit. Diese Einheit gibt den historischen Anrainern (Oberhessisches Kunstmuseum und bot. Garten), Raum zur Wirkung und bündelt ihre stadtgestalterischen und -prägenden Qualitäten. Dabei wird der Botanische Garten in seiner Bedeutung und historischen Erscheinung gefördert sowie herausgestellt. Die Inszenierung des Freiraums ist unprätentiös.
Der Raum leitet die Besucher*innen wie selbstverständlich auf den Eingang des Botanischen Gartens zu. Schon von weitem aus der Fußgängerzone kommend, sind die Großbäume des Gartens, die einzigartig im Stadtbild Gießens sind, zu erkennen. Sie zeigen den Endpunkt des Weges, hin zu einem historischen Highlight der Stadt.
Die Zuwegung über die Sonnenstraße wird durch die Aufnahme von drei Gestaltungsprinzipien geordnet und strukturiert.
- Die Grün- struktur durch Säuleneichen und Pflanzbeeten ist aus der Innenstadt bekannt und abgeleitet. Die Baumreihe führt zum Eingang hin, erhöhte Pflanzzonen, analog zur Innenstadt, unterstreichen die Richtung. Die Säuleneichen sind als stadtklimaresistente Arten geeignet, einen langjährigen Standort zu sichern. Die Pflanzbeete erhöhen die Biodiversität und tragen zur Attraktivität sowie Klimaaufwertung des Stadtraums bei.
- Das Natursteinpflaster, als zweites Gestaltungsprinzip, wertet die Freiräume auf und initiiert die Wertigkeit des Eingangsbereiches des Botanischen Gartens. Es unterstützt die Ensemblewirkung mit dem Oberhessischen Kunstmuseum. Auch hier wird die Materialität aus der Fußgängerzone abgeleitet. Ein Kleinsteinpflaster ist denkbar, aber auch größere Formate sind möglich.
- In dem Kontext der Weiterführung mit Neuinterpretation steht auch die Beleuchtung des Areals. Die Weiterverwendung der Lichtsäulen aus der Fußgängerzone bindet die Bereiche zusammen und unterstreicht die Linearität der Räume. Die Mauer des Botanischen Gartens sowie das Entree wird zurückhaltend beleuchtet. Auf diese Weise wird der Eingangsbereich hervorgehoben, aber angenehm ruhig inszeniert. Der Entwurf sieht vor, das Pflaster bis in den Botanischen Garten weiterzuverlegen und so den Freiraum beidseitig der Mauer und des Eingangstores gestalterisch zusammenzuführen. Durch diese Maßnahme werden die Besucher*innen in den Botanischen Garten geleitet. Die drei Gestaltungsprinzipien (Grün, Natursteinpflaster, Beleuchtung) dienen als Verbindungselemente zur Innenstadt. Sie erfahren im Bereich des Kanzleiberges eine Aufweitung, so dass der Platz sowie die historischen Gebäude zu einer Einheit werden.
Ein Baumpaket trägt zur Strukturierung des Platzes bei und ermöglicht qualitätvollen Aufenthalt für Besucher*innen, aber auch Anwohner*innen des Quartiers. Die Bereiche für Kunst und Grün werden qualitativ gestärkt sowie vergrößert.
Um dem Botanischen Garten und dem hessischen Landesmuseum den gebührenden Raum zu verschaffen, werden Stellplatzbereiche reduziert. Zusätzlich erfolgt eine Ordnung der Flächen, so dass auch weiterhin die Bereiche befahren und z. T. beparkt werden können. Als shared space sind die öffentlichen Verkehrsflächen befahrbar.
Die Barrierefreiheit ist in allen Bereichen gewährleistet und ein besonderes Augenmerk des Entwurfes. Ohne Schwellen sind die Bereiche in der Sonnenstraße, des Kanzleibergs sowie dem Eingang zum Botanischen Garten ausgebildet und gut zugänglich. Das Gießkannenmuseum wird an die Platzgestalt herangezogen und rückt mehr in den Vordergrund.
Planungspartner: Büro Dipl.-Ing. Gringel GmbH