Waldteppich Karlsruhe – Gestaltungskonzept
Am „Ettlinger Tor“ gelegen befindet sich das Wettbewerbsgebiet in zentraler Lage in der Stadt. Nördlich, durch die Hauptverkehrsachse der Kriegsstraße stark abgetrennt, bündelt die Wettbewerbsaufgabe sowohl städtebauliche, als auch freiraumplanerische Fragestellungen. Hierbei soll aus unserer Sicht das neue Landratsamt mit den dazugehörigen Freianlangen als grüne Landmarke erstrahlen, um die gesteckten Entwicklungsziele als „Grüne Stadt Karlsruhe“ weiter zu stärken und somit eine visionäre Vorreiterfunktion zu besetzen. Das konzeptionelle Leitbild transformiert das Gestaltungsmotiv des Waldes (ortsspezifische Freitraumtypologie) und übersetzt die markante Grünstruktur als erlebbare Freiraumebene auf die Dachlandschaft des Neubaus.
Inspiriert durch den im Süden und Norden angrenzenden „Stadtwald“, Hardt- und Oberwald, legt sich ein neuer Waldteppich auf die einzelnen Geschosse und wächst sukzessiv dem Licht entgegen nach oben. Dabei stellen klimaresistente Kiefer- und Eichenarten das Baumdach für die darunter liegenden öffentlichen Freiflächen der Büros, sowie auch der privaten Bereiche der südlichen Wohnnutzung.
Der Vegetationsaufbau folgt dem Wachstum eines Waldes. Diese Staffelung wird durch unterschiedliche, horizontale Schichten gegliedert: Von bodendeckender Krautschicht und Arten die im Schatten der Bäume für ein ausgewogenes Mikro- und Makroklima in allen Teilbereichen sorgen – über satt grüne Wiesenhügel mit Sträuchern und Kleingehölzen – bis hin zu Großbäumen. Hier werden in Hinblick auf das Stadtklima und die Biodiversität Rückzugsräume für zahlreiche Insekten und Vogelarten geschaffen. Dabei entsteht durch die konsequente Dachbegrünung eine große Fläche an Rückstauraum für die großen Niederschalgsmengen.
Geschwungene Wege, umsäumt mit dichten und offenen Bepflanzungen, inszenieren sowohl die Blickbeziehungen im Inneren des Gebäudes und interagieren darüber hinaus im spannungsvollen Dialog mit der Stadtkulisse nach Außen. Zu dem entsteht durch den formalen Kontrast gegenüber der orthogonalen Gebäudestruktur eine abwechslungsreiche und vielfältige Freiraumperformance. Die natürliche Atmosphäre des Waldes – mit üppig bewachsenen Bereichen bis hin zu kleinen, introvertierten offenen Lichtungen, wird auf den einzelnen Freiflächen differenziert betrachtet und herausgearbeitet. Die Ausgestaltung reagiert dabei auf die angrenzenden Nutzer, sodass ein grüner, individueller und lebendiger Ort entsteht, der u. a. genug Raum für beispielsweise die “kleine Pause zwischendurch“, dem “Seminar im Freien“ oder auch dem gemeinschaftlichen Austausch in “nachbarschaftlichem Idyll“ bietet.
Im urbanen Herzen Karlsruhes lädt die neue Waldlandschaft ein, die Stadt aus einer anderen Perspektive zu erleben, abzutauchen, zu entschleunigen und zu verweilen.
Planungspartner: wulf architekten – Stuttgart, Aaron Lorincz Ateliers – Budapest (Rendering)